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Neufunde der Flechte Punctelia borreri in NRW

Neufunde der Flechte Punctelia borreri (Sm.) Turner in Nordrhein-Westfalen
Randolph Kricke & Guido-Benno Feige

Im Rahmen einer Untersuchung zur Wiederbesiedlung des Ruhrgebietes durch epiphytische Flechten konnte erstmalig für das Bundesland Nordrhein-Westfalen die Blattflechte Punctelia borreri, die Poelt (1969) als ziemlich selten für Europa einschätzt, nachgewiesen werden. Je ein Exemplar wurde im Stadtgebiet von Ratingen und Wuppertal angetroffen.

Für Deutschland galt P. borreri als ausgestorben bzw. verschollen, da eine Reihe von Fundangaben zu P. subrudecta revidiert werden mußten (Lumbsch 1991). Auch Heibel (1999) weist in ihrer Arbeit über die Biodiversität der Flechten in Nordrhein-Westfalen auf das Fehlen dieser Art hin. Einen ersten Nachweis für Deutschland konnten de Bruyn & Linders (1999) für Niedersachsen erbringen.

P. borreri unterscheidet sich morphologisch nicht von der sehr ähnlichen Blattflechte Punctelia subrudcta. Dagegen ist P. borreri durch den Gehalt des Sekundärstoffes Gyrophorsäure von P. subrudecta unterschieden. Mit Hilfe von Dünnschichtchromatographie und Mikrokristallisation konnten die vorgefundenen Exemplare zweifelsfrei identifiziert werden.

Da sowohl in Ratingen als auch in Wuppertal die Thalli der angetroffenen Flechten recht klein sind (ca. 0,5 cm im Durchmesser), kann davon ausgegangen werden, daß die Art sich erst seit kurzer Zeit wie andere empfindliche Arten auch ehemals lufthygienisch belastete Areale wiederbesiedelt (vgl. Kricke & Feige 1999, Kricke & Feige 2000 a, Kricke & Feige 2000 b). Dies steht in Übereinstimmung mit Beobachtungen aus den Niederlanden, wo P. borreri seit etwa 15 Jahren mit zunehmender Häufigkeit nachgewiesen wird (Spier & van Herk 1997).

Noch ist bei uns die Art selten, doch ist anzunehmen, daß im Zuge weiterer Ausbreitungswellen zukünftig vermehrt Exemplare dieser Art anzutreffen sein werden.



Literatur

De Bruyn, U. & Linders, H.-W. (1999): Bedeutung und naturschutzfachliche Bewertung von Hybrid-Pappeln als Trägerbäume für Moose- und Flechtenarten in Nordwestdeutschland. Drosera 99 (2): S. 95-108.

Heibel, E. (1999): Untersuchungen zur Biodiversität der Flechten von Nordrhein-Westfalen. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde 2: S. 193-194.

Kricke, R. & Feige, G.B. (1999): Untersuchungen zur aktuellen epiphytischen Flechtenvegetation der Stadt Mülheim an der Ruhr. Natur am Niederrhein 14: S. 39-41.

Kricke, R. & Feige, G.B. (2000 a): Eine neue Methode zur Bioindikation mit Hilfe von Flechten. Allgemeine Lichenologische Mitteilungen NF 1: S. 11-18.

Kricke, R. & Feige, G.B. (2000 b): Wiederfund von Cetrelia olivetorum in Nordrhein-Westfalen. Allgemeine Lichenologische Mitteilungen NF 2: S. 7-8.

Lumbsch, H.T. (1991): Bemerkenswerte Funde im Herbarium des Westfälischen Museums für Naturkunde in Münster. Natur und Heimat 51: S. 92-94.

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